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Regenbogenfamilien in Zeiten von Corona

Corona verändert unser aller Leben. Die Schulen geschlossen, unsere Kinder Zuhause, wir Eltern im Homeoffice bei gleichzeitigem "Homeschooling". Die aktuelle Situation fordert uns auf eine nie dagewesene Weise heraus. 

Alle reden von "Entschleunigung". Ich warte seit Tagen darauf, dass sich mein Leben entschleunigt. Aber das Gegenteil passiert. Was sich "draußen" entschleunigt hat, sorgt innerhalb meines Alltags für eine rasante Beschleunigung: Die Betreuung und Beschulung meiner zwei Kinder liegt in meinen Händen, während ich gleichzeitig im Homeoffice versuche meiner Erwerbsarbeit nachzugehen. Plötzlich haben sich alle öffentlichen und sozialen Aktivitäten ins "Private" verlagert. Wir werden zurückgeworfen auf uns selbst, unsere Kinder, unsere Familie.  

Uns Eltern bleibt nichts anderes übrig als das Beste daraus zu machen. Das ist nicht leicht. Es gibt Stunden und Tage, an denen mir die Decke auf den Kopf fällt, die Kinder nerven und ich am liebsten schreiend aus der Wohnung rennen würde. Auch für meine Kinder ist dies eine anstrengende Zeit. Freundinnen und Freundinnen nicht mehr treffen zu können, nicht in der Schule und auch nicht am Nachmittag. Die gesamte, bisher für selbstverständlich genommene Tagesstruktur ist weggebrochen. 

Spezifika von Regenbogenfamilien

Diese Herausforderung betrifft Eltern im Corona-Ausnahmezustand nicht gleichermaßen. Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob ich mit sechs Personen in einer Drei-Zimmer-Wohnung ohne Balkon lebe oder mit drei Personen in einem Haus mit Garten. Es macht ebenfalls einen Unterschied, ob meine Kinder schon größer und selbständiger sind oder noch klein. Auch, ob meine Kinder gesund sind oder beeinträchtigt prägt entscheidend den Familienalltag. Über all diese Aspekte ist in anderen Medien schon geschrieben worden. Deshalb möchte ich mich in diesem Beitrag auf meine Gedanken rund um die Besonderheiten von Regenbogenfamilien konzentrieren. 

Nicht selten bestehen unsere Familien aus mehr als zwei Elternteilen. In Mehr-Eltern-Familien genauso wie in getrennt lebenden Regenbogenfamilien haben die Kinder mehr als einen Ort, an dem sie regelmäßig leben. Die aktuellen Vorschriften Zuhause zu bleiben und nur mit Familienangehörigen rauszugehen erfordern somit eine komplexere Alltagsorganisation und eine besonders gut miteinander abgestimmte Kommunikation. 

Meine Kinder wechseln wöchentlich zwischen mir und meiner Ex-Frau. Zu normalen Zeiten sind die Wechseltage der Kinder eingespielt und klappen ohne Probleme. In der coronafreien Schulzeit sieht das anders aus. Mit den Kindern wechselt ein Berg von Informationen auf einem USB-Stick und in diversen Mappen und Klarsichthüllen zwischen mir und meiner Ex. Denn die "Hausaufgaben" der Kinder kommen unregelmäßig in Mails mit oft schwer durchschaubaren Anhängen von verschiedenen Lehrer*innen und Elternvertreter*innen. Entweder ich oder meine Ex erstellt mit den Kindern einen Wochenplan daraus. Am Wechseltag versuchen wir alle Infos aus der letzten Woche in den neue Woche zu transportieren und zu kommunizieren. Das alles läuft außerhalb jeglicher Routine und erfordert gute Organisation und gute Nerven. 

In Regenbogenfamilien, in denen es schon vorher Konflikte gab, beispielsweise über die Zeitaufteilung zwischen den einzelnen Elternteilen, werden diese Konflikte verschärft. Für manche Regenbogenfamilien ist es schon in normalen Zeiten schwer, sich an eine Familienberatungsstelle zu wenden. Sie befürchten auf Vorurteile und Nicht-Verständnis zu treffen. Die Beratungsstelle des rubicon Köln hat aktuell, wie viel andere Beratungsstellen, keinen Publikumsverkehr. Beratung findet per Telefon und online statt.  

In Mehr-Eltern-Familien und Queer Familys liegt jedoch auch die Chance, dass sich Verantwortlichkeiten und Zeiten besser aufteilen, Kinder mehrere Ansprechpartner*innen haben, auch mehr Auswahl und Abwechslung bei Freizeitaktivitäten. Wenn einzelne Elternteile stark belastet sind, z.B. durch ihre Arbeit im Gesundheitsbereich, können andere Elternteile dies abfangen, in dem sie mehr Betreuungszeiten übernehmen. 

Ein beliebtes Modell für die Kinder ist momentan, sich nur noch mit einem Freund oder einer Freundin zu treffen. So kann zumindest ein Mindestmaß an sozialem Kontakt unter den Kindern aufrecht erhalten werden. Dies ist vor allem für Einzelkinder eine gute Lösung.  Eltern müssen sich also untereinander absprechen, ob und in welcher Form sich ihre Kinder besuchen. Es passiert, dass hier Regenbogenfamilien mit mehreren Erziehungsveranwortlichen ins Hintertreffen geraten. "Euer Einfallstor für den Virus ist zu groß. Lieber schicke ich mein Kind nicht zu euch." Gehört aus einer Familien mit zwei getrennt lebenden Müttern und zwei Vätern, plus jeweils neuen Lebensgefährtinnen der Mütter. 

Die Krise als Chance

Crisis ist lateinisch und bedeutet eine Entscheidung oder auch: eine entscheidende Wendung. Damit wir an der Corona-Krise als Familie wachsen bedarf es von uns Eltern eine klare Entscheidung dafür, Verantwortung zu übernehmen mit und in dieser Krise. Unsere Kinder brauchen uns jetzt. Lasst uns - trotz allem - die Zeit nehmen, um mit unseren Kindern zu basteln, vorzulesen, online und offline zu spielen, Heimkino-Abende zu veranstalten, auf einer Wiese zu sitzen, im Wald eine Hütte zu bauen. Statt von einer Aktivität zur nächsten zu sausen, und unsere Kinder zum Reiten, Musizieren oder zum Fußballtraining zu chauffieren, lasst uns auf Wesentliches konzentrieren: Bewusste Zeit miteinander verbringen, trotz oder gerade wegen Corona. So dass wir vielleicht nach der Corona-Pandemie sagen können: Der Ausnahmezustand während der Corona-Krise hat mich und unser Familienleben tatsächlich entschleunigt und mir aufgezeigt, was wesentlich ist und, was ich gut und gern weglassen oder ausfallen lassen kann.  

In diesem Sinne: Bleibt gesund!

geschrieben von Familie Regenbogenbunt


Linktipps für Regenbogenfamilien

Regenbogenfamilienfreundliche Beratungsangebote

Das LSVD-Projekt "Beratungskompetenz zu Regenbogenfamilien" hat Beratungsangebote zusammengestellt, die Regenbogenfamilien ausdrücklich willkommen heißen und sich mit familiärer Vielfalt vertraut gemacht haben.

Zum Angebot vom LSVD

 

Solidarität in der Corona-Krise

Das rubicon hat Adressen, Tipps und Infos zu Unterstützungsangeboten in Köln zusammengetragen.

Zum Angebot vom rubicon

 

Hilfetelefon für Kinder und Jugendliche

Die "Nummer gegen Kummer" bietet Telefonberatung für Kinder, Jugendliche und Eltern. Das Kinder- und Jugendtelefon ist unter der Rufnummer 116 111 zu erreichen - von Montag bis Samstag jeweils von 14 bis 20 Uhr.

 

Hilfetelefon für Eltern

Das Elterntelefon richtet sich an Mütter und Väter, die sich unkompliziert und anonym konkrete Ratschläge holen möchten. In ganz Deutschland sind Beraterinnen und Berater unter der kostenlosen Rufnummer 0800 111 0550 montags bis freitags von 9 bis 11 Uhr und dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr erreichbar.

Bitte checkt, ob und wie sich die Öffnungszeiten und Angebote aufgrund von Corona geändert haben.


Kindgerechte Informationen zum Thema Coronavirus

Das Coronavirus und die damit verbundenen Maßnahmen sind für Kinder nicht leicht zu verstehen. Wir haben für euch ein paar Linktipps zusammengestellt. Auf diesen Seiten werden Corona und die aktuellen Maßnahmen und ihre Folgen kindgerecht erklärt. 

Video erklärt Kindern den neuen Coronavirus

Ein Video der Stadt Wien erklärt kindgerecht, was das Coronavirus ist, warum Social Distancing so wichtig ist und was Quarantäne genau bedeutet.

 

Das Corona Spezial auf Seitenstark präsentiert Infos von über 50 Kinderwebseiten zum Virus, Tipps für's Lernen und Aktivsein, ein Kinderforum zum Austausch und ein Quiz. 

 

Zum Corona Spezial auf seitenstark.de

 


 

hanisauland.de, die Kinderseite der Bundeszentrale für politische Bildung, informiert, welche  Maßnahmen gegen Corona unternommen werden, warum diese Schritte nötig sind.

 

Zum Corona-Spezial auf hanisauland.de


 

Die Corona-Krise schränkt uns ganz schön ein. Auf kindersache.de, der Kinderseite des Deutschen Kinderhilfswerk, können Kinder alles Wichtige nachlesen und sich gute Tipps gegen Langeweile holen!

 

Zum Corona-Spezial auf Kindersache.de


 

Auf religionen-entdecken.de können sich Mädchen und Jungen über das Corona-Virus informieren und sich mit anderen Kindern über ihre Meinung und die Folgen austauschen.

 

Zu Religionen-entdecken.de

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Anke (Sonntag, 19 April 2020 16:28)

    Keine leichte Zeit, das beschreibst Du einfühlsam.
    Was mir noch einfällt: In dieser außergewöhnlichen Zeit, in der alle Zuhause bleiben müssen, steht der bunte Regenbogen ja auch ganz allgemein für Kinder und Familien als Zeichen der Verbundenheit und Hoffnung. Kinder malen ihn an die Fensterscheiben. Eine schöne Geste, gleich für welche Familienform. :-) LG Anke