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5 Fragen an Ines-Paul vom rubicon

Was ist deine Motivation dich für Regenbogenfamilien zu engagieren?

Im rubicon in Köln mache ich zusammen mit Sarah Dionisius und Stefan Meschig die Fachberatung Regenbogenfamilien. Die Anliegen, mit denen ihr zu uns kommt, reichen von den ersten Überlegungen über konkrete Planungen und den gemeinsamen Alltag bis zu Trennungsfragen. Unser Engagement dient dazu, euch mit euren Anliegen zu unterstützen. Dazu gehört dann auch, dass wir Schulungen machen für Behörden und Einrichtungen, mit denen ihr zu tun habt. Und dass wir politische und gesellschaftliche Zusammenhänge mitgestalten, in denen sich viele Formen von Familien wohlfühlen können. Einen wichtigen Teil „unserer Arbeit“ machen allerdings Menschen mit Kindern oder Kinderwunsch selbst: nämlich die Gruppentreffen!

Ich selber bin auch Teil einer Regenbogenfamilie; wir sind drei Erwachsene und zwei Kinder. Ich finde, allein unsere Sichtbarkeit ist manchmal schon ein Engagement für Regenbogenfamilien...

 

Was sind aktuelle die wichtigsten Themen in eurer Gruppe/bei eurem Angebot?

Ganz wichtig ist weiterhin die konkrete Beratung; hier besteht ungebrochen ein großer Bedarf. Eine bemerkenswerte Entwicklung zur Zeit ist aber auch, wie die Vielfalt zunimmt. In der jüngeren Generation gibt es eine zunehmende Vielfalt an Geschlechtern und Lebensmodellen. Wie sollen Rechtsstaat und Medizin beispielsweise umgehen mit einer nicht-binären, asexuellen Person, die in einer polyromantischen trinationalen Konstellation Kinder großziehen möchte? Was ist mit Familienmodellen, zu denen idealerweise mehrere Generationen dazugehören, aber nach einer Flucht oder wegen deiner Lebensweise ist der Kontakt zu der älteren Familiengeneration gekappt? 

Unsere politische Arbeit muss das Thema also weiter fassen, als das Modell „Kleinfamilie Papa-Mama-Kind“ auch für lesbische und schwule Paare zu ermöglichen. Interessant ist ja, dass auch heterosexuelle Cis-Menschen dieses Modell längst erweitern, zum Beispiel als Co-Eltern, als Alleinerziehende oder in Patchworkfamilien. Für die sind Abstammungsrecht, Medizin und soziale Elternschaft ja auch relevant. Hier bieten sich doch ganz viele Verbündete an. So manche politische, juristische, religiöse und gesellschaftliche Diskussion hinkt den Lebenswirklichkeiten von Familienformen da doch teilweise sehr hinterher. Mit all den vielfältigen Gruppen und Angeboten im rubicon – von Migration über Trans* bis Altersgruppen – haben wir gute Voraussetzungen, dass sich verschiedene Perspektiven auf Regenbogenfamilien gegenseitig gut befruchten können.

 

Was macht Köln zu einer lebenswerten Stadt für Regenbogenfamilien?

Viele Hürden, Regenbogenfamilie zu werden und zu sein, sind in Köln schon kleiner geworden. Andererseits engt uns das nicht schon wieder ein, so als gäbe es jetzt das EINE Standardmodell „Regenbogenfamilie“, das immer und für alle gültig sein muss. Es gibt eine große Neugier, mit und ohne behördliche Anerkennung vielfältige Familienformen zu finden.

 

Was muss sich deiner Meinung nach gesellschaftlich und politisch bewegen, damit Regenbogenfamilien gleichgestellt sind?

Ich würde die Frage sogar weiter fassen: Gleichgestellt mit wem? Gleichgestellt womit? Mit Ehen, die nach durchschnittlich sieben Jahren am Ende sind? Mit Mega-Events, die den Hochzeitstag zum glücklichsten Tag des Lebens verklären? Mit Ehegattensplitting und finanziellen Abwägungen, die längst überwunden geglaubte Rollenmuster „attraktiv“ erscheinen lassen, meist zum Nachteil derjenigen, die die Fürsorge-Arbeit leisten? Mit Kinderzimmern, deren Einrichtung nur in rosa oder hellblau gestaltet wird? Warum sollten Regenbogenfamilien einem Familien-Ideal nacheifern, das außerhalb der „Gleichstellungs-Politik“ längst an Bedeutung und Macht verliert? Aus meiner Sicht sind gesellschaftliche und politische Selbstverständlichkeiten in viel größerem Rahmen in Bewegung geraten. Und mit einem gewandelten Verständnis von Erwerbstätigkeit, Wirtschaftspolitik, Nationalstaat und Geschlechterrollen wird sich auch das Verständnis von „anerkannter Familie“ wandeln – nicht nur für Regenbogenfamilien. Entscheidend ist nun, in welche Richtung wir diesen Wandel gestalten.

 

Wenn du drei Wünsche offen hättest, was würdest du dir für Regenbogenfamilien (in Köln) wünschen?

  • Einen Umgang mit unserer Welt, der auch nachfolgenden Generationen einen Lebensraum bietet.
  • Einen öffentlichen Raum, in dem Autos nicht günstiger und sicherer verweilen als Menschen und Dreiräder.
  • Bildungssysteme, in denen nicht das Interesse an selbstoptimierten Arbeitskräften im Vordergrund steht, sondern Vielfalt an Lebensweisen, Liebesformen, Sprachen, Körperlichkeiten und Weltanschauungen.
  • Ach ja, und Lustparks. Ohne Jogger und Bootcamps. Einfach nur zum Lustwandeln, Rumhocken und Marienkäfer beobachten. Mit Kindern und ohne.

Was das jetzt explizit NUR mit Regenbogenfamilien zu tun hat? Eben! :) Wäre das nicht schön, wenn wir dafür irgendwann keine extra Begriffe und keine extra Regelungen mehr benötigen?

Regenbogenfamilien Köln dankt Ines-Paul für dieses Gespräch.


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Kontakt

Ines-Paul Baumann

Mail: Ines-Paul.Baumann@rubicon-koeln.de

Telefon: 0221 – 27 66 999 – 36

Webseite: rubicon Köln

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