3. Februar - Wenn es diesmal mit der Insemination nicht zu einer Schwangerschaft führt, dann weiß ich's auch nicht. Wundersamerweise habe ich diesmal auf die Vorbehandlung in der PAN-Klinik voll angeschlagen. Es reifen sage und schreibe VIER Eier in mir heran. Auf dem Ultraschall sah das aus wie ein Fischlaich. Eine richtige kleine Ansammlung!
Regenbogenfamilien sind bunt, das schreiben wir uns gerne auf die Fahne. Weil es richtig ist. Doch was steckt hinter diesem "bunt"? Wie viel Gemeinsamkeiten, wie viele Unterschiede verbergen sich hinter unserem "We are family"? Vor allem mit Blick auf schwule und lesbische Lebenswelten.
Regenbogenfamilien bestehen zu einem großen Teil aus Zwei-Mütter-Familien. Daneben gibt es Alleinerziehenden und die queer familys, die sich bewusst dafür entscheiden, mehr als zwei Elternteile in aktive Familienverantwortung zu nehmen. Zwei Lesben und ein Mann, schwul, hetero oder bi. Zwei Schwule und eine lesbische Frau, zwei Schwule und eine Heterofrau, eine Lesbe und ein Schwuler, zwei Lesben und zwei Schwule, zwei Schwule und eine so genannte "Leihmutter" - die Kombinationen und Wahlmöglichkeiten sind divers.
Nicht immer werden Regenbogenfamilien von Anfang an als Regenbogenfamilien gegründet. Es gibt Familien, die erst mit den Jahren zu einer Regenbogenfamilie werden. Genau so eine Geschichte möchte ich erzählen. Es ist meine Geschichte und sie handelt davon, wie ich unverhofft Mutter einer 9-jährigen Tochter wurde.
Nach langer Suche haben meine Freundin und ich endlich einen für uns passenden Samenspender gefunden. Da er in der Nachbarstadt wohnt und wir für ihn den Aufwand möglichst klein halten wollen, vereinbaren wir die anstehenden Inseminationen bei ihm in der Stadt zu machen. Hierfür mieten wir ein Zimmer in einem Hotel in Bahnhofsnähe an. Ich bin aufgeregt und nervös vor der ersten Insemination. Das erste Mal in meinem Leben werde ich mit Samenflüssigkeit in Kontakt kommen. Ja, ich bin eine von den Lesben, die vorher nie was mit einem Mann hatte. Und nun soll und muss dieser Samen in mich hinein. Kreisch.
Die Erfahrungen der Mitarbeiter*innen im rubicon köln zeigen, dass Regenbogenfamilien ganz unterschiedliche Formen haben können: Neben Zwei-Eltern-Modellen gibt es auch alleinerziehende Eltern oder Mehrelternfamilien, die das Kind zu dritt oder zu viert groß ziehen. Auch die Beziehungsformen der Eltern sind vielfältig: Einige leben in einer Paarbeziehung zusammen, andere gründen auf freundschaftlicher Basis ihre Familie. Ebenso vielgestaltig sind die sexuellen und geschlechtlichen Identitäten von Regenbogeneltern: Sie sehen und bezeichnen sich als lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, inter oder queer.
Bücher über Regenbogenfamilien gibt es inzwischen einige. Nicht alle davon finde ich gut. Neu herausgekommen ist in diesem Jahr „Mika, Ida und der Eselschreck – Eine Geschichte über eine Regenbogenfamilie“. Ich habe das Buch gestern mit meiner Tochter (9 Jahre) gelesen und bin sehr angetan von der Geschichte.
Eine Studie der VivaNeo Zentren, Deutschlands größtem Anbieter für Kinderwunschmedizin, will die Kinderwunschlandschaft in Deutschland transparenter machen. Ein wichtiger Teilaspekt dabei
ist es, die Situation lesbischer Paare, insbesondere im Hinblick auf die sehr unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen, zu beleuchten. Macht bei der Studie mit und helft, die schwierige
Situation lesbischer Frauen mit Kinderwunsch zu thematisieren und eine öffentliche Diskussion anzustoßen.
7:30 Uhr - Sonntag Morgen. Der Wecker klingelt. Gääähn! Ist das früh! Doch meine zwei Kinder und ich müssen aus den kuscheligen Federn, denn heute ist der Regenbogenfamilien-Empowerment-Tag! Also aufgestanden und das noch ziemlich ohne Power.
Kinder brauchen Schulen, die auf ihre Bedürfnisse und Interessen eingehen und ihre Lebenslagen berücksichtigen. Kinder brauchen Schulen, die diskriminierungsfrei und ohne Homophobie aufgestellt sind. Alle Kinder brauchen solche Schulen. Doch gerade Kinder aus Regenbogenfamilien sind mehr noch als andere Kinder darauf angewiesen, dass unterschiedliche Lebensentwürfe und Familienmodelle selbstverständlich thematisiert werden. Sich des Themas Familienvielfalt und Diskriminierung von Lesben und Schwulen nicht anzunehmen, bedeutet, Vorurteilen und Diskriminierungen einen Raum in Schulen zu geben. Nötig ist also eine aktive Auseinandersetzung seitens der Schulen, weil sonst die Thematisierung den einzelnen Kindern überlassen bleibt.
Info zur Person: Birgit Brockerhoff, Diplom Pädagogin, 50 Jahre jung, zwei Kinder, 9 und 11 Jahre alt.
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