Es ist nicht leicht, jung zu sein in der heutigen Zeit. Nachrichten und Informationen über Klimaveränderungen, über Artensterben und viele andere globale Probleme erreichen unsere Kinder. Diese Themen sind für Kinder und Jugendliche nur schwer in ihrer gesamten Dimension erfassbar. Gleichzeitig sind die Kids und Teens besser als wir Erwachsene in der Lage die Essenz dieser Entwicklung zu erfassen und zu verstehen, wie wichtig fundamentale Veränderungen in unserem Leben sind.
Es ist auch nicht leicht, Eltern zu sein in der heutigen Zeit. Wir sind gefordert, unseren Kindern globale Probleme zu erklären, ohne ihnen dabei Angst zu machen oder ihnen die Aussicht auf eine Zukunft, in der sie gut leben können, zu verdüstern. Dies müssen wir Eltern nicht allein stemmen. Auch Kitas und Schulen müssen ihren Teil an Informationsvermittlung übernehmen. Außerdem gibt es Kindernachrichten, Kinderradio und Kinderwebseiten, die Mädchen und Jungen und allen, die noch nicht wissen, in welcher Genderkategorie sie zukünftig leben wollen, Informationen kindgerecht nahe bringen.
Die Herausforderungen, mit denen unsere Kinder groß werden, sind gewaltig. Sie bringen sie aber auch dazu, schon sehr früh sensibilisiert, engagiert und mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Meine Tochter trifft sich regelmäßig mit Freundinnen und Freunden aus ihrer Klasse zum Müll sammeln im Park. Sie ziehen los mit Mülltüten und Handschuhen, eine Schar von 10-Jährigen, die durch den Park im Veedel laufen und innerhalb kürzester Zeit Säcke voller Müll beisammen haben. Sie werden dabei angesprochen von vorbeikommenden Erwachsenen, die so begeistert reagieren, dass sie ihnen Geld geben. Meine Tochter und ihre Freund*innen haben sich dann überlegt, das Geld zu spenden an die Tafel oder andere Hilfsprojekte. Solche Aktionen lassen mein Mutterherz stolz anschwellen. In meiner Kindheit in den 70er Jahren wäre so was undenkbar gewesen. Die größte Aktion, die ich als Kind ins Leben gerufen habe, war es zu schnell durch unsere Straße fahrenden Autofahrer*innen ein "Das ist eine Kinderspielstraße" hinterherzurufen.
Was können wir in unseren Familien tun?
Gefordert sind diesbezüglich natürlich alle Eltern. Es ist keine Herausforderung, die uns als Regenbogenfamilien besonders und spezifisch trifft. Vorstellbar wäre es aber, dass wir als Regenbogenfamilien, als Lesben, als Schwule, als queere und Trans*Menschen vor dem Hintergrund eigener Diskriminierungserfahrungen ein Mehr an Bewusstheit darüber mitbringen, wie wichtig es ist, sich für eigene Belange einzusetzen und aktiv zu werden. Vielleicht. Was also können wir in unseren Familien tun?
Bewußter und reduzierter Konsum
Obst und Gemüse, welches aus anderen Teilen der Welt zu uns transportiert wird, billige Einwegprodukte, Kleidungsstücke, die unter menschenverachtenden, gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen in fernen Ländern produziert werden - all das ist nicht nur schädlich für die Umwelt, es bedeutet auch Ausbeutung von Frauen, Männern und Kindern für unseren Konsum. Lasst uns beim Einkaufen von Lebensmitteln, Spielzeug und Kleidung bewusst auf Herkunft und Herstellungsbedingungen achten, lasst uns nicht gedankenlos Plastikspielzeug und superbillige Kinderkleidung kaufen, lasst uns Dinge aus zweiter Hand kaufen oder fair gehandelte Sachen. Meine Kids und ich gehen zum Beispiel sehr gerne auf Flohmärkte und kaufen dort gebrauchtes Spielzeug und gebrauchte Bücher. Wir verkaufen auch sehr gerne das, was wir nicht mehr brauchen auf dem Trödelmarkt. Das ist jedesmal ein schöner Sonntags-Event für uns als Familie.
Vegane oder vegetarische Lebensweise
Es ist kein Geheimnis mehr, dass tierische Produkte nicht nur Leid beim Halten und Töten der Tiere erzeugen, klar ist auch, dass die Tierindustrie maßgeblich zur Erderwärmung und der Klimakrise beiträgt. Wir könnten unseren ernährungsbasierten CO2-Fußabdruck deutlich verringern, würden wir uns rein pflanzlich ernähren. Mein Sohn ist inzwischen Vegetarier. Mit seinen 13 Jahren hat er für sich entschieden kein Fleisch mehr essen zu wollen. Nicht aus einem politischen Motiv, sondern einfach weil ihm Fleisch und Wurst nicht mehr schmecken und er gerne Tofu mag.
Klimafreundlichere Urlaube
In den Urlaub fahren wir alle gern. Doch muss es jedes Jahr eine Fernreise sein? Müssen wir unbedingt mit dem Flugzeug in die Sonne fliegen? Egal, ob zu Fuß mit dem Fahrrad, per Bus oder Bahn, wir haben viele Gelegenheiten unseren Alltag so klimaneutral wie möglich zu gestalten. Das heißt nicht, das Auto verkaufen und alles mit dem Rad machen. Es heißt, jeden Tag gemeinsam in der Familie zu überlegen, ob der Einkauf heute vielleicht mit dem Rad transportiert oder, ob das Kind diese Woche mit dem Bus zum Sporttraining fahren kann.
Aktiv werden
Schüler und Schülerinnen, die sich bei Fridays for Future engagieren, machen es uns vor: Gemeinschaftliche Aktionen und ziviler Ungehorsam bringen Themen und Forderungen in ein breites Bewusstsein. Soziale Bewegungen und gesellschaftliche Veränderungen sind zu keiner Zeit durch angepasstes Verhalten oder freundliches Verhandeln an ihr Ziel gelangt. Das wissen wir nicht erst seit der Schwulen- und Lesbenbewegung und der Frauenbewegung.
Unsere Kinder stärken
Das Wichtigste für mich ist die Stärkung unserer Kinder. Das heißt für mich, sie zu stärken in Sachen Solidarität, Empathie, in zivilem Ungehorsam und in ihrer Kreativität Dinge anders anzugehen. Sie zu stärken dafür, die Welt als Ganzes zu sehen, so dass ihre Generation nicht weiter in der Spaltung denkt und handelt: "Wir hier, die dort". Wir sind alle Erdenbürger*innen. Kinder wissen das intuitiv. Wir als Eltern sind aufgefordert unsere Kinder dabei zu unterstützen, dieses Wissen auf ihrem Weg in ihr Erwachsenenleben nicht zu verlieren. Kinder stark machen bedeutet, ihre Resilienz, also ihre innere Widerstandskraft, zu fördern, damit sie sich als Erwachsene den Herausforderungen der Zukunft stellen können. Und das bedeutet, unsere Kinder mit ihren Bedürfnissen und Interessen ernst zu nehmen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen.
geschrieben von Birgit Brockerhoff
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Kay (Montag, 02 Dezember 2019 12:49)
Guter Beitrag. wichtiges Thema. Wir müssen wieder politischer werden, auch und gerade in unseren Familien. Der Rückzug ins Private macht nix besser, schon gar nicht das Klima. Unsere Kinder stärken hat oberste Prio. Resilienz ! Ja!